Weinraute – Die kraftvolle Heilpflanze der Antiken Apotheke
Die Weinraute (Ruta graveolens) war eine unverzichtbare Heilpflanze in der Antiken Apotheke. Schon in der Antike wurde sie wegen ihrer vielseitigen Wirkungen hoch geschätzt. Heute ist sie fast in Vergessenheit geraten – dabei bietet sie ein breites Spektrum an gesundheitlichen Anwendungen.
Erscheinungsbild und Anbau der Weinraute
Die Weinraute ist ein kleiner, stark verzweigter Strauch mit einem intensiven, etwas unangenehmen Geruch. Ihre kleinen grüngelben Blüten erscheinen zwischen Juni und August. Sie gedeiht in Gärten, kann aber auch wild wachsen. Die Vermehrung erfolgt meist über Stecklinge.
Besonders wichtig: Geerntet wird während der Blütezeit, bevorzugt bei bewölktem Himmel – bei Sonnenschein kann die Wirkung zu stark sein.
Vorsicht bei der Anwendung
Trotz ihrer heilenden Eigenschaften ist die Weinraute nicht ganz ungefährlich. Ihr ätherisches Öl ist leicht giftig und kann bei empfindlichen Personen Hautreizungen verursachen – schon beim Pflücken kann es zu Juckreiz kommen. Innerlich sollte sie deshalb nur in Teemischungen und in kleinen Mengen eingenommen werden.
Heilwirkungen der Weinraute im Überblick
1. Der Weinraute-Tee: Innerliche Anwendung
Der Tee aus Weinraute hat in der Antiken Apotheke viele Beschwerden gelindert. Hier eine Übersicht:
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Epilepsie, Schwindel, Brustenge (Angina pectoris), Skorbut, Asthma bronchiale und Halsentzündung
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Schmerzhafte Menstruation
Achtung: Nicht für Schwangere geeignet! -
Beruhigend und schlaffördernd, besonders in folgender Mischung:
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10 g Weinraute
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10 g Baldrian
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10 g Pfefferminze
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15 g Weißdornblüten
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15 g Mistel
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5 g Kümmel
1 Teelöffel mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Stunden ziehen lassen. 2–3 Tassen täglich schluckweise trinken.
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Wurmkur und Darmreinigung
Nur schluckweise trinken! Man kann ihn abmildern mit der Zugabe von Tausendgüldenkraut, Wacholder, Gartensalbei und anderen Darm- und Magenkräutern (Anis, Brennnessel, Leinsamen, Majoran, Pfefferminze, Zitronenmelisse, Löwenzahn, Schafgarbe, Brombeere, Edelgamander und Goldrute). Nur warmen Tee trinken.
2. Äußere Anwendungen
In der Antiken Apotheke wurde die Weinraute auch äußerlich vielseitig eingesetzt:
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Augenbad: 1:4 mit Wasser verdünnt, stärkt und erhält die Sehkraft.
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Warzenmittel: Mehrmals mit frischem Weinrautesaft betupfen.
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Schwerhörigkeit: Inhalation des Dampfes von gekochten Weinrauteblättern – täglich 5 Tage lang.
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Ohrrauschen: das nicht von Herzschwäche stammt, Warme Tropfen aus Weinrauteöl direkt ins Ohr geben.
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Angeschwollen Hörgang: Mischung aus Weinraute und Zwiebel in Öl erhitzt und gefiltert – bei Bedarf anwenden.
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Hautprobleme, Verrenkungen, Verstauchungen: Als Bad oder Umschlag mit in Schmalz gekochten Blättern.
Weinraute als natürlicher Schädlingsbekämpfer
Ein weiterer Nutzen aus der Antiken Apotheke: Die Weinraute vertreibt wirksam verschiedenstes Ungeziefer:
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Fliegen, Motten, Flöhe und Wanzen
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Sogar Schlangen meiden den Ort, an dem sie wächst
Sebastian Kneipp und die Weinraute
Der berühmte Naturheilkundler Sebastian Kneipp setzte die Weinraute häufig ein – gegen:
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Appetitlosigkeit
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Blutwallungen im Kopf
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Schwindel und schwere Atmung
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Magenbeschwerden
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Hautausschläge
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Verrenkungen und Verstauchungen
Er nutzte sie vor allem in Bädern und Umschlägen.
Weinraute – Ein Schatz der Antiken Apotheke
Die Weinraute ist eine der kraftvollsten Heilpflanzen der Antiken Apotheke. Mit ihrer vielseitigen Anwendung – innerlich wie äußerlich – hat sie sich einen festen Platz in der Naturheilkunde verdient. Doch wegen ihrer starken Wirkung ist bei der Anwendung Vorsicht geboten. In moderner Form, zum Beispiel in Teemischungen, kann sie auch heute noch gezielt zur Heilung beitragen. Wen Mann die Blätter mit Essig kocht hat besonders gute wirkung.