Gerste in der Antiken Apotheke – Heilwirkung und Anwendung der alten Kulturpflanze
Die Gerste (Hordeum distichum) war nicht nur ein Grundnahrungsmittel der Antike, sondern spielte auch eine bedeutende Rolle in der Antiken Apotheke. Sowohl Winter- als auch Sommergerste wurden in der Volksmedizin geschätzt – nicht zuletzt wegen ihrer heilenden Eigenschaften bei innerer und äußerer Anwendung.
Gerste – eine bewährte Heilpflanze
Die Gerste, deren Frucht mit Deck- und Vorspelze verwachsen ist, wurde schon in der Antike in ganz Europa angebaut – bis weit in den Norden. Heute ist sie weitgehend als Getreide in der Ernährung bekannt, doch schon unsere Vorfahren nutzten sie auch in der Heilkunde.
Innere Anwendung von Gerste in der Antiken Apotheke
Die innerliche Anwendung von Gerste war vielseitig und wurde besonders bei Magenproblemen, Stillproblemen und Durchfall empfohlen:
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Durchfall lindern: Gerstenmehl, geröstet und in Milch zu Suppe gekocht, stillt wirkungsvoll akute Durchfälle.
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Stillförderung: In Milch gekochtes Gerstenmehl wurde stillenden Müttern verabreicht, um die Milchbildung zu unterstützen.
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Schleimnahrung für Magenkranke: Lange gekochte Gerste entwickelt eine schleimige Konsistenz und war eine wichtige Nahrung für Menschen mit empfindlichem Magen.
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Malz für Rekonvaleszente: In der Brauerei gewann man aus ungeschälter Gerste Malz, das einen hohen Nährwert hat und besonders für Rekonvaleszente empfohlen wurde.
Äußere Anwendung – Gerste als Heilmittel bei Entzündungen und Gelenkbeschwerden
In der äußeren Anwendung fand Gerste in der Antiken Apotheke ebenso vielfältige Verwendung:
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Umschläge gegen Geschwüre: Der bekannte Naturheilkundler Kneipp empfahl heiße Umschläge aus Gerstenmehl und Milch zur Behandlung entzündeter Geschwüre.
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Heilung entzündeter Schwellungen: Warme Umschläge aus Gerste beschleunigen die Heilung entzündeter Anschwellungen.
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Schmerzlinderung bei Gelenkbeschwerden: Mit Essig und Schmalz gekochte Gerstenkleie oder Gerstenmehl wurden warm auf schmerzende, verrenkte Glieder gelegt.
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Gicht und Rheuma: Bei Gelenkrheuma oder Gicht wurde aufgekochtes Gerstenmehl mit Essig als Umschlag auf die betroffenen Stellen gelegt.
Gerstenwasser – ein Hausmittel aus der Antiken Apotheke
Ein weiteres altbewährtes Hausmittel aus der Gerste ist das sogenannte Gerstenwasser:
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Herstellung: Ganze Gerstenkörner werden so lange gekocht, bis sie platzen. Das dabei entstehende Wasser wird gefiltert.
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Anwendung:
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Als Gurgellösung bei Heiserkeit oder entzündeter Kehle.
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Bei rauen und rissigen Händen als pflegendes Handbad.
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Als Getränk – mit Honig gesüßt und mit Zitrone oder Apfelessig versetzt – wirkt es unterstützend bei Blasenkatarrh, Durchfall und Heiserkeit.
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Gerste – mehr als nur ein Getreide
In der Antiken Apotheke war Gerste ein wertvolles Naturheilmittel. Ob innerlich oder äußerlich angewendet, ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten machen sie auch heute noch zu einem interessanten Bestandteil der Naturheilkunde. Gerste zeigt eindrucksvoll, wie altes Wissen auch in der modernen Zeit seine Gültigkeit behalten kann.