Botanisches Porträt des Faulbaums
Der Faulbaum (Rhamnus frangula) ist ein bis zu vier Meter hoher Strauch, dessen dunkle, glatte Rinde durch feine weiße Punkte gekennzeichnet ist und bei frischer Verletzung einen unangenehmen Geruch verströmt. Seine eiförmigen, kahlen, an der Unterseite leicht behaarten Blätter sitzen an kurzen Stielen.
In den Blattachseln erscheinen weißgrüne bis gelbliche Blüten. Daraus entwickeln sich erbsengroße, steinige Beeren, die sich im Reifeverlauf von grün über rot zu blauschwarz verfärben.
Der Faulbaum bevorzugt feuchte, schattige Standorte wie Waldsäume, Bachläufe, Wiesen und Teichränder. In der traditionellen Heilpraxis wird ausschließlich die Rinde gesammelt.
Faulbaum in der Antike Apotheke
Schon in historischen Kräuterbüchern galt der Faulbaum als bewährtes Mittel der Antike Apotheke, besonders zur sanften Anregung der Verdauung. Seine Anwendung erfordert jedoch Fachkenntnis, da die Rinde vor der Nutzung ein Jahr trocknen muss, um ihre reizenden Inhaltsstoffe abzubauen.
Wirkung und pharmakologische Eigenschaften
Die Rinde des Faulbaums entfaltet mehrere spezifische Wirkungen:
1. Regulierung der Darmtätigkeit
Die Wirkstoffe wirken direkt auf die Nerven des Dickdarms und fördern eine natürliche Darmentleerung – ohne die Darmschleimhaut zu reizen.
2. Unterstützung der Gallenfunktion
Faulbaum steigert die Galleabsonderung, was die Verdauung unterstützt und den Organismus entlastet.
3. Entfernung von Darmparasiten
Traditionell wird ihm eine wurmtreibende Wirkung zugeschrieben.
4. Besonderheiten der Heilwirkung
Die Rinde muss mindestens ein Jahr lagern, um sich zu entgiften.
Ungetrocknete Rinde führt zu Übelkeit und Erbrechen.Nach zwei Jahren verliert die Rinde an Heilkraft.
Ein Vorteil der Faulbaumrinde: Der Körper gewöhnt sich nicht daran, die Wirkung bleibt langfristig erhalten.
5. Hinweise und Gegenanzeigen
Nicht geeignet für Schwangere und stillende Frauen.
Auch bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen ist Vorsicht geboten (ergänzende moderne Empfehlung).
Anwendung in der traditionellen Zubereitung
Zubereitung der Faulbaumrinde in der Antike Apotheke:
Abkochung (klassisch)
1 Esslöffel Rinde auf 1 Liter Wasser
oder1 Teelöffel Rinde auf eine große Tasse Wasser
Die Mischung kurz aufkochen.
Einnahme:
Abends einige Löffel trinken
Den restlichen Sud portionsweise über den folgenden Tag verteilt einnehmen
Kaltauszug
Die Rinde kann auch 12 Stunden in kaltem Wasser eingelegt werden.
Diese Variante ist besonders mild und gut verträglich.
Verwandte Art
Ähnliche Wirkung zeigt der verwandte Purgier-Kreuzdorn Rhamnus cathartica.
Moderne Nutzung in der Pharmazie
Heute nutzt die pharmazeutische Industrie die Wirkstoffe des Faulbaums in standardisierten Präparaten – oft kombiniert mit anderen pflanzlichen Zusätzen, um eine kontrollierte und gut dosierbare Wirkung zu gewährleisten.
Der Faulbaum ist ein wichtiges traditionelles Heilmittel der Antike Apotheke, dessen Wirkungen auf Verdauung, Galle und Darmhygiene seit Jahrhunderten geschätzt werden. Die wirksame und sichere Anwendung erfordert jedoch korrekt gelagerte Rinde und Beachtung der Gegenanzeigen. Moderne Pharmazeutik und Naturheilkunde nutzen den Faulbaum weiterhin als sanftes, zuverlässiges Mittel zur Unterstützung der Darmgesundheit.
Hinweis zur Anwendung der Rezepturen:
Hinweis zur Anwendung der Rezepturen:
- Die vorliegenden Rezepturen basieren auf historischen Quellen, insbesondere auf klösterlichen Aufzeichnungen, und wurden mit aktuellem phytotherapeutischem Fachwissen sowie modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen harmonisiert.
- Phytonzide – von Pflanzen gebildete bioaktive Substanzen mit antimikrobiellen Eigenschaften – spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem und in der Abwehr pathogener Mikroorganismen, einschließlich Viren, resistenter Bakterien und Pilze. Ihre therapeutische Wirkung setzt eine exakte Zubereitung und Anwendung gemäß Anleitung voraus. Nur dann ist die Wirksamkeit der enthaltenen Phytonzide im Präparat gewährleistet.
- Da Heilpflanzen pharmakologisch aktive Inhaltsstoffe enthalten, können unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Heilpflanzen oder Medikamenten sowie Kontraindikationen bei bestimmten Erkrankungen auftreten. Bitte prüfen Sie vor der Anwendung alle sicherheitsrelevanten Aspekte sorgfältig. Es wird dringend empfohlen, vor der Anwendung ärztlichen Rat oder den einer qualifizierten medizinischen Fachperson einzuholen, insbesondere bei bestehenden gesundheitlichen Problemen oder laufender Medikation.
- Bitte informieren Sie Ihren behandelnden Arzt über die Anwendung pflanzlicher Präparate, um Risiken zu minimieren und eine integrative Therapieplanung zu ermöglichen.
Sicherheitsaspekte bei der Anwendung
1) Wechselwirkungen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen, Vorsichtsmaßnahmen
1.1 Pharmakologischer Hintergrund (Kurzüberblick)
Die Droge Frangulae cortex (Faulbaumrinde) enthält v. a. Anthrachinon-Glykoside (z. B. Glucofranguline, Franguline, Emodin), die nach bakterieller Spaltung im Dickdarm die Darmmotilität steigern und den Wassergehalt des Stuhls erhöhen.ESCOP
Sie wird traditionell zur kurzzeitigen Behandlung von gelegentlicher Verstopfung eingesetzt (Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren).European Medicines Agency (EMA)+1
1.2 Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Faulbaumrinde darf nicht angewendet werden bei:European Medicines Agency (EMA)
Kindern unter 12 Jahren
Schwangerschaft und Stillzeit
Akut entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Appendizitis oder Verdacht darauf
Darmverschluss (Ileus) oder Darmverengung (Stenose)
Atonischem Kolon (stark herabgesetzte Darmtätigkeit)
Unklaren Bauchschmerzen
Schwerem Flüssigkeits- oder Elektrolytverlust (z. B. durch Durchfall, Erbrechen)
Zusätzlich wird von Fachquellen geraten, Faulbaum nicht bei schwerer Dehydratation, schweren Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen ohne ärztliche Rücksprache einzusetzen.herbalgram.org
1.3 Nebenwirkungen
Häufig / typisch (vor allem bei höherer Dosierung):herbalgram.org
Bauchkrämpfe, kolikartige Schmerzen
Weicher Stuhl bis Durchfall
Gelegentlich / selten:
Übelkeit, Erbrechen
Überempfindlichkeitsreaktionen (sehr selten, z. B. Hautreaktionen)
Bei langfristiger oder missbräuchlicher Anwendung (Wochen/Monate):herbalgram.org
Störungen des Elektrolythaushalts, v. a. Kaliumverlust (Hypokaliämie)
Albuminurie und Hämaturie (Eiweiß und Blut im Urin)
Melanosis coli (Pigmenteinlagerung in die Darmschleimhaut, meist reversibel)
Rebound-Verstopfung bei Absetzen nach chronischem Gebrauch
Karzinogenitätsrisiko (Dickdarmkrebs):
Ältere Arbeiten sahen ein mögliches Risiko der anthranoid-haltigen Laxanzien (Aloe, Cascara, Faulbaum, Rhabarber) für kolorektales Karzinom.PMC
Neuere systematische Auswertungen zu Laxanzien insgesamt konnten keinen klaren kausalen Zusammenhang zwischen Laxanzien-Gebrauch und Darmkrebs belegen, empfehlen aber weiterhin vorsichtigen, kurzzeitigen Einsatz.onlinelibrary.wiley.com
Daher gilt: anthranoid-haltige Präparate nur kurzfristig und bestimmungsgemäß verwenden.
1.4 Wechselwirkungen
Die wichtigsten Interaktionen ergeben sich aus der möglichen Hypokaliämie (Kaliumverlust) bei längerer oder hoch dosierter Anwendung.herbalgram.org
Vorsicht / mögliche Wechselwirkungen mit:
Herzglykosiden (z. B. Digoxin, Digitoxin)
Hypokaliämie kann die Toxizität dieser Medikamente verstärken.
Antiarrhythmika und andere Arzneien, die vom Kaliumspiegel abhängen bzw. QT-Zeit beeinflussen
Diuretika (Thiazide, Schleifendiuretika)
Glukokortikoide
Süßholzwurzel-Präparate
Alle können zusätzlich zu Kaliumverlust beitragen.
Antikoagulanzien (z. B. Warfarin): Durchfall kann die Resorption verändern und die Wirkung verstärken, mit erhöhtem Blutungsrisiko.WebMD
Allgemein gilt: Bei Polypharmazie, insbesondere bei Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen, ist Faulbaum nur nach ärztlicher Rücksprache zu verwenden.
1.5 Vorsichtsmaßnahmen und sichere Anwendung
Basierend auf EMA-, WHO-, ESCOP- und Kommission-E-Daten gelten für Faulbaumrinde (und andere anthranoid-haltige Laxanzien) folgende Sicherheitsregeln:European Medicines Agency (EMA)
Nur kurzzeitig anwenden
Üblicherweise max. 1–2 Wochen, ohne ärztliche Kontrolle nicht länger.
Nicht zur Gewichtsreduktion oder „Entgiftung“ einsetzen.
Ausreichend trinken, um Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Anwendung so selten wie möglich – primär Stuhlregulation über Ernährung, Bewegung, Flüssigkeit etc.
Therapieabbruch und ärztliche Abklärung bei:
Anhaltenden Bauchschmerzen
Blut im Stuhl
Anhaltendem Durchfall
Ausbleibender Besserung der Verstopfung
Nur getrocknete, „gereifte“ Rinde verwenden
Frische Rinde ist toxischer und kann starke Übelkeit/Erbrechen hervorrufen.pfaf.org
Forschungen
Wichtige wissenschaftliche Quellen
Kern-Monographien und Übersichtsarbeiten
EMA / HMPC – Frangulae cortex (Faulbaumrinde)
– Europäische Bewertung zu Wirksamkeit, Indikationen, Dosierung und Sicherheit, inkl. Nebenwirkungen und Gegenanzeigen.European Medicines Agency (EMA)ESCOP-Monographie „Frangulae cortex (Frangula Bark)”
– Wissenschaftliche Zusammenfassung von Studien zu Inhaltsstoffen, Pharmakologie, klinischer Anwendung und Interaktionen.ESCOPKommission E / HerbalGram: Buckthorn bark
– Klassische deutsche Monographie mit Angaben zu Indikationen, Dosierung und Nebenwirkungen.herbalgram.orgWHO-Monographien zu anthranoid-haltigen Laxanzien (Aloe, Cassia, Frangula, Cascara)
– Empfehlungen zur maximalen Anwendungsdauer (1–2 Wochen) wegen möglicher Elektrolytstörungen.SpringerLinkÜbersicht Anthrachinon-Glykoside / anthranoid-haltige Laxanzien (ScienceDirect Topics)ScienceDirect
Sicherheits- und Toxizitätsdaten
Siegers CP et al. „Anthranoid laxative abuse – a risk for colorectal cancer?“ (Gut 1993, PMC/PMID)PMC
van Gorkom BAP et al. „Anthranoid laxatives and their potential carcinogenic effects“onlinelibrary.wiley.com
Lombardi N et al. „Anthraquinone laxatives use and colorectal cancer“onlinelibrary.wiley.com
Willems M et al. „Anthranoid self-medication causing rapid development of melanosis coli“repub.eur.nl
Kledecka A et al. „Extracts from Frangula alnus Mill. and their effects … on gut bacteria“ (Plants 2022, MDPI)PubMed
Studien zur Toxizität und antioxidativer Kapazität von Faulbaumrinde und EmodinResearchGate
Häufig gestellte Fragen
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wofür wird Faulbaumrinde (Rhamnus frangula) medizinisch eingesetzt?
Faulbaumrinde wird in der Phytotherapie zur kurzzeitigen Behandlung von gelegentlicher Verstopfung bei Erwachsenen und Jugendlichen über 12 Jahren verwendet. Die Wirkung beruht auf Anthranoid-Glykosiden, die die Darmtätigkeit im Dickdarm anregen.
Wie lange darf man Faulbaum einnehmen?
Faulbaumrinde sollte nur kurzfristig eingesetzt werden. Fachmonographien empfehlen in der Regel eine maximale Anwendungsdauer von 1 bis 2 Wochen, sofern kein Arzt etwas anderes verordnet. Eine längerfristige Einnahme kann zu Elektrolytstörungen und anderen Nebenwirkungen führen
Wer darf Faulbaumrinde nicht verwenden?
Kontraindiziert ist Faulbaumrinde bei Kindern unter 12 Jahren, in Schwangerschaft und Stillzeit, bei akuten entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Appendizitis oder Verdacht darauf, Darmverschluss oder -verengung, atonischem Kolon, unklaren Bauchschmerzen sowie ausgeprägter Dehydratation mit Elektrolytverlust.
Welche Nebenwirkungen kann Faulbaum verursachen?
Zu den typischen Nebenwirkungen gehören Bauchkrämpfe, kolikartige Schmerzen und Durchfall. Bei langfristigem oder missbräuchlichem Gebrauch sind Störungen des Elektrolythaushalts (insbesondere Kaliumverlust), Albuminurie, Hämaturie und Melanosis coli möglich.
Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln?
Ja. Durch Kaliumverlust kann Faulbaumrinde die Wirkung und Toxizität von Herzglykosiden (z. B. Digoxin) oder bestimmten Antiarrhythmika verstärken. Vorsicht ist nötig bei gleichzeitiger Einnahme von Diuretika, Glukokortikoiden, Süßholzpräparaten sowie Antikoagulanzien, da Durchfall deren Wirkung beeinflussen kann. Patienten mit mehreren Dauermedikamenten sollten Faulbaum nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen
Ist Faulbaumrinde in der Schwangerschaft oder Stillzeit erlaubt?
Die Anwendung von Faulbaumrinde in der Schwangerschaft und Stillzeit wird nicht empfohlen. Zwar liegen keine umfangreichen Humanstudien mit Faulbaum allein vor, doch aus Vorsichtsgründen raten EMA-, WHO- und ESCOP-Daten von anthranoid-haltigen Laxanzien in dieser Phase ab.
Ist ein Krebsrisiko durch Faulbaumrinde bekannt?
Frühere Arbeiten vermuteten bei langfristigem Missbrauch anthranoid-haltiger Laxanzien ein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs. Aktuelle Auswertungen zeigen jedoch keinen klaren Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang, empfehlen aber weiterhin einen kurzfristigen, bestimmungsgemäßen Gebrauch und keine Daueranwendung.














