Weißdorn (Crataegus oxyacantha) ist seit Jahrhunderten ein geschätztes Heilkraut in der Klosterheilkunde. Der mittelgroße Strauch mit seinem zarten Mandelduft ist besonders für seine positiven Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System bekannt. Von Mai bis Juni erblüht der Weißdorn, und seine mehlig schmeckenden Früchte werden im Herbst geerntet.
Neben seiner Wirkung auf das Herz bietet der Weißdorn auch bei einer Vielzahl anderer Beschwerden Linderung.
Botanik und Ernte
Der Weißdorn wächst bevorzugt auf Tonböden und entfaltet seine volle Pracht in den Monaten Mai und Juni. Die Blüten und Blätter sollten in dieser Zeit gesammelt werden, während die Früchte im September und Oktober geerntet werden. Die Beeren müssen nach der Ernte zuerst eine Woche an einem warmen Ort angetrocknet und anschließend im Ofen endgültig getrocknet werden.
Weißdorn und das Herz
Weißdorn ist eines der wertvollsten natürlichen Mittel zur Stärkung und Regulierung der Herztätigkeit. Besonders hervorzuheben ist seine Fähigkeit, sowohl hohen als auch niedrigen Blutdruck zu regulieren, indem er den Herzmuskel stärkt. Gerade bei älteren Menschen zeigt Weißdorn eine heilende Wirkung bei Entzündungen des Herzmuskels und degenerativen Herzproblemen. Besonders bemerkenswert: Weißdorn zeigt auch bei langfristiger Anwendung keine schädlichen Nebenwirkungen.
Im Vergleich zum Roten Fingerhut (Digitalis purpurea), der ebenfalls für Herzbeschwerden eingesetzt wird, wirkt der Weißdorn sanfter und ist in seiner Anwendung sicherer.
Weißdorn und das Nervensystem
Weißdorn wird nicht nur bei Herzproblemen geschätzt, sondern auch bei Beschwerden, die das Nervensystem betreffen. Er hilft bei Stress, Gereiztheit und Schlaflosigkeit. Der Tee aus Weißdornblüten und -blättern, der nur mit Honig gesüßt wird, wird schluckweise eingenommen und entfaltet seine beruhigende Wirkung auch bei nervösen Spannungen und Schlafstörungen.
Zubereitung von Tee und Tinktur
Weißdorn kann auf verschiedene Weise verwendet werden. Ein beliebtes Anwendungsgebiet ist der Tee, der aus Blüten, Blättern oder Früchten zubereitet wird. Die Früchte können auch zerstoßen, für acht Stunden in kaltem Wasser eingeweicht, kurz aufgekocht und anschließend gefiltert werden. Es wird empfohlen, täglich zwei bis drei Tassen schluckweise zu trinken.
Auch Tinkturen können aus den Blüten und Früchten des Weißdorns hergestellt werden. Diese sollten jedoch idealerweise von einem Arzt verschrieben und überwacht werden, da sie besonders bei Herzschwäche äußerst wirksam sind. Tinkturen aus Weißdorn sind auch hilfreich bei Herzwassersucht, Verkalkung der Herzgefäße sowie bei Herzklappenschäden und vergrößertem, verfettetem Herzen.
Anwendung bei altersbedingten Beschwerden
Weißdorn zeigt zudem eine Linderung bei Beschwerden, die im Alter oder in den Wechseljahren auftreten. Der Tee ist auch ein bewährtes Mittel bei Fieberkrankheiten wie Lungenentzündung, Grippe, Bronchitis und Husten.
Weißdorn bei Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen
Besonders bei der Vorbeugung und Nachsorge eines Herzinfarktes spielt Weißdorn eine bedeutende Rolle. Er verbessert die Durchblutung der Koronargefäße, was sicherstellt, dass der Herzmuskel ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Wichtig ist jedoch die regelmäßige und konsequente Anwendung, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Täglich sollten zwei bis drei Tassen Weißdornblütentee getrunken und nur mit Honig gesüßt werden.
Weitere Einsatzgebiete
Die Tinktur aus Weißdornfrüchten zeigt darüber hinaus eine Wirksamkeit bei der Behandlung von Nierensteinen, Gicht und Weißfluss. Empfohlen wird eine dreimal tägliche Einnahme von 10 bis 15 Tropfen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Weißdorn ist eine vielseitige und bewährte Heilpflanze mit besonderem Fokus auf die Gesundheit des Herzens. Durch seine sanfte, aber effektive Wirkung kann er langfristig angewendet werden, ohne Nebenwirkungen zu verursachen. Neben Herz-Kreislauf-Beschwerden hilft Weißdorn auch bei nervösen Leiden, altersbedingten Beschwerden sowie bei der Verbesserung der Durchblutung. Die konsequente und regelmäßige Anwendung, vor allem in Form von Tee oder Tinktur, ist der Schlüssel zum Erfolg.
Hinweis zur Anwendung der Rezepturen:
Hinweis zur Anwendung der Rezepturen:
- Die in diesen Rezepturen beschriebenen Anwendungen beruhen auf historischen Quellen und klösterlichen Aufzeichnungen. Sie wurden mit aktuellem phytotherapeutischem Fachwissen sowie modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeglichen und entsprechend angepasst. Bitte beachten Sie, dass die genaue Befolgung der Anleitungen in den Rezepten entscheidend für ihre Wirksamkeit ist.
- Heilpflanzen können unerwünschte Wirkungen haben sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Kontraindikationen bei bestimmten Erkrankungen. Bitte prüfen Sie vor der Anwendung die sicherheitsrelevanten Aspekte sorgfältig. Es wird dringend empfohlen, vor der Anwendung ärztlichen Rat oder den einer qualifizierten medizinischen Fachperson einzuholen – insbesondere bei bestehenden gesundheitlichen Problemen oder laufender Medikation.
- Teilen Sie Ihrem behandelnden Arzt mit, wenn Sie pflanzliche Mittel anwenden, um Risiken auszuschließen und die Behandlung optimal abzustimmen.
Sicherheitsaspekte bei der Anwendung
Sicherheitsaspekte bei der Anwendung von Weißdorn (Crataegus oxyacantha)
1) Wechselwirkungen
Weißdorn enthält pharmakologisch wirksame Flavonoide und oligomere Procyanidine, die eine positive Wirkung auf die Herzkranzgefäße und die Kontraktionskraft des Herzmuskels haben. In Kombination mit anderen Arzneimitteln, insbesondere herzwirksamen Substanzen wie Digitalispräparaten (z. B. Digoxin), kann es zu einer Verstärkung oder Modifikation der Wirkung kommen. Auch blutdrucksenkende Medikamente (z. B. ACE-Hemmer, Betablocker, Calciumkanalblocker) können in ihrer Wirkung beeinflusst werden.
Die gleichzeitige Einnahme mit synthetischen Antihypertensiva sollte daher nur unter ärztlicher Überwachung erfolgen. Ebenso ist bei der Kombination mit Diuretika Vorsicht geboten, da es zu Veränderungen im Elektrolythaushalt kommen kann.
Zudem wird diskutiert, ob Weißdorn mit MAO-Hemmern oder anderen antidepressiven Wirkstoffen interagieren könnte – hier fehlen zwar klinische Belege, dennoch ist eine vorsichtige Anwendung ratsam.
2) Kontraindikationen
Eine eindeutige Kontraindikation besteht bei einer Überempfindlichkeit (Allergie) gegenüber Weißdorn oder einem der enthaltenen Pflanzeninhaltsstoffe. Bei bekannten Allergien gegen Rosengewächse (Rosaceae) ist besondere Vorsicht geboten.
Weißdornpräparate sind nicht zur Behandlung akuter kardialer Notfälle geeignet. Bei Symptomen wie plötzlich auftretender Atemnot, Brustschmerz, Engegefühl im Brustkorb oder Schweißausbruch ist eine sofortige ärztliche Notfallversorgung notwendig.
Für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren liegen keine ausreichenden Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit vor, weshalb von einer Anwendung in dieser Altersgruppe abgeraten wird.
3) Nebenwirkungen
Weißdorn wird in der Regel gut vertragen. In seltenen Fällen können folgende unerwünschte Wirkungen auftreten:
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Völlegefühl oder leichte Bauchschmerzen
- Schwindelgefühl oder Kopfschmerzen, insbesondere bei empfindlichen Personen oder bei zu hoher Dosierung
- Allergische Hautreaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz oder Rötung
Treten ungewöhnliche Beschwerden auf, sollte die Einnahme unterbrochen und ärztlicher Rat eingeholt werden. Eine Überdosierung kann möglicherweise zu Hypotonie (niedrigem Blutdruck) oder einer verstärkten Sedierung führen, insbesondere bei Kombination mit anderen beruhigenden Substanzen.
4) Vorsichtsmaßnahmen
Die Anwendung von Weißdorn sollte stets im Rahmen einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen – insbesondere bei Patienten mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wichtig ist, dass Weißdorn keinen Ersatz für ärztlich verordnete Medikamente darstellt.
Weißdornpräparate zeigen ihre Wirkung in der Regel erst nach regelmäßiger Einnahme über mehrere Wochen. Eine Langzeitbeobachtung durch medizinisches Fachpersonal ist bei chronischer Einnahme empfehlenswert.
Während Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine ausreichenden klinischen Daten zur Unbedenklichkeit vor. Daher wird vom Gebrauch ohne medizinische Abklärung abgeraten.
Patienten mit niedrigem Blutdruck (Hypotonie) sollten besonders auf eine mögliche blutdrucksenkende Wirkung achten. Ebenso sollte bei gleichzeitiger Einnahme mit Sedativa (z. B. Baldrian, Passionsblume oder synthetische Schlafmittel) eine verstärkte beruhigende Wirkung einkalkuliert werden.
Forschungen
Forschung zur Wirkung von Weißdorn (Crataegus oxyacantha)
In zahlreichen Studien wurden die pharmakologischen Wirkungen von Weißdorn – insbesondere auf das Herz-Kreislauf-System – untersucht. Hier eine Auswahl zentraler Forschungsergebnisse mit direkten Links:
- Systematischer Review (PubMed / PMC): Effect of Crataegus usage in cardiovascular disease prevention – 15 RCTs belegen positive Einflüsse auf Herzinsuffizienz, Blutdruck und Lipidstoffwechsel PMC3891531
- Frontiers-Review: Roles and Mechanisms of Hawthorn and Its Extracts – Zusammenfassung der pfadphysiologischen Mechanismen: lipid-senkend, antioxidativ, anti-inflammatorisch, endothelial schützend Frontiers 2020
- PubMed-Übersicht: Hawthorn (Crataegus oxyacantha) in the treatment of cardiovascular disease – breite Wirkprofilbeschreibung: antioxidativ, inotrop, vasodilatativ und anti-arrhythmisch PMID 24459528
- Phytomedicine-RCT 2003: Degenring et al. – Doppelblindstudie bei NYHA‑II-Herzinsuffizienz (Crataegisan®) mit signifikanter Verbesserung der Belastungstoleranz (p=0.045) PMID 12833999
- Studien zu WS®1442: positive Effekte auf Herzmuskelphysiologie, Angiogenese und funktionelle Kapazität in NYHA II–III; als sicheres Begleitpräparat bei Herzmedikation empfohlen Frontiers 2019
- Meta-Analyse Blutdruck: Crataegus senkt signifikant den systolischen Blutdruck, besonders nach ≥ 12 Wochen Anwendung ScienceDirect 2017
- Tierstudie (anti-arrhythmisch): Alkoholischer Weißdorn-Extrakt schützt bei digitalis-induzierter Arrhythmie in Rattenmodellen PMC5368468
- Adoleszenten-Studie (2024): Verminderung von Herzklopfen & Angst bei Jugendliche (13–19 J.) nach 1 Monat tropfenweiser Einnahme; Reduktion von Herzfrequenz & Angstwerten signifikant JNFS 2024
- Sicherheits-Review (2023): Analysen zeigen bei therapeutischer Dosis überwiegend wenige und milde Nebenwirkungen; seltene Einzelfälle (z. B. AV-Block) dokumentiert MDPI 2023
Schlüsselbefunde
- Herzinsuffizienz NYHA II–III: positive Effekte auf Belastungstoleranz, Lebensqualität und kardiale Funktion (z. B. LVEF) – WS®1442 am besten untersucht.
- Blutdrucksenkung: vor allem systolischer Wert reduziert nach Wochen (> 12 Wochen).
- Anti-arrhythmische Eigenschaften: experimentell nachgewiesen, human-klinische Studien stehen noch aus.
- Angstsymptome & Herzklopfen: erste humane Evidenz bei Jugendlichen positiv.
- Sicherheit: sehr gute Verträglichkeit, wenige milde Nebenwirkungen; kritische Einzelfälle selten und meist bei Kombination mit anderen Herzmitteln.
Häufig gestellte Fragen
Häufig gestellte Fragen zur Heilpflanze Weißdorn (Crataegus oxyacantha)
Was ist Weißdorn (Crataegus oxyacantha) und wofür wird er verwendet?
Weißdorn ist eine Heilpflanze aus der Familie der Rosengewächse. Extrakte aus Blättern, Blüten und Beeren werden traditionell zur Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion eingesetzt – insbesondere bei leichter Herzschwäche, niedrigem Blutdruck und nervösem Herzklopfen.
Wie wirkt Weißdorn auf das Herz?
Weißdorn verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, steigert die Kontraktionskraft des Herzens und wirkt leicht gefäßerweiternd. Studien belegen, dass standardisierte Extrakte (z. B. WS®1442) die Belastungstoleranz bei leichter Herzinsuffizienz erhöhen können.
Gibt es Nebenwirkungen bei der Einnahme von Weißdorn?
Weißdorn gilt allgemein als gut verträglich. In seltenen Fällen kann es zu Magenbeschwerden, Schwindel oder allergischen Reaktionen kommen. Bei Kombination mit anderen Herzmedikamenten sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Kann Weißdorn bei Bluthochdruck helfen?
Ja, insbesondere bei leichtem Bluthochdruck kann Weißdorn zur milden Blutdrucksenkung beitragen. Die Wirkung tritt meist nach mehreren Wochen regelmäßiger Einnahme ein. Er ersetzt jedoch keine verordneten Antihypertensiva.
Ist Weißdorn für jeden geeignet?
Nicht unbedingt. Weißdorn sollte nicht ohne ärztliche Rücksprache bei schwerer Herzinsuffizienz, während Schwangerschaft oder zusammen mit Digitalispräparaten eingenommen werden. Für Kinder unter 12 Jahren wird die Anwendung nicht empfohlen.